Während ich diesen neuen Blogpost schreibe, fühle ich mich tief verbunden und angekommen, mehr als je zuvor. Ganz in diesem Moment, im Hier und Jetzt. Die vielen Entscheidungen, die ich/wir tagtäglich und immer wieder auf das Neue treffen müssen, sind für mich emotionaler geworden, die mehr von meinem Herzen kommen und die ich weniger vom Kopf steuere. Wenn ich Fotos sehe, die mich hier in Ubud auf Bali zeigen, sehe ich mich tief ruhend und weiblicher. Wie ich da hingekommen bin? Darüber erzähle ich in diesem Blogbeitrag.
Canggu – Ort der Gegensätze
Ich wollte mir nach der Inselerfahrung unbedingt das Gefühl mit dem Meer verbunden zu sein, erhalten und somit hatte ich beschlossen als erstes nach Canggu, DER Ort für Surfer schlecht hin, zu gehen. Ein anderer Punkt war, mich selbst wieder auf ein Surfbrett zustellen und meine Anfängerfähigkeiten auszubauen. Meine Traumvorstellung einen kleinen Ort auf Bali mit entspannten Surfern und einer ebenso entspannten Atmosphäre vorzufinden, wich der harten Realität. Meine persönlichen Gedanken und Bewertungen waren an diesem Ort so chaotisch und negativ, dass ich den ganzen Sinn und den Weg meiner Reise völlig in Frage stellte. Ich hatte keinen Bezug mehr dazu und hatte ständig die Frage im Kopf: Warum bin ich hier? Mit dem „hier“ stellte ich meine ganze Reise in Frage.
Mein Bild vom Chaos tauchte immer wieder wie folgt auf: Ich stehe völlig still und starr, bin mit scharfen Konturen zu erkennen. Wo an diesem Ort ist nicht eindeutig. Umher rasende Menschen und Autos, die schemenhaft erkennbar sind. In einer Geschwindigkeit, die entsteht, wenn man einen Film vor spult. Aber ich bleibe starr und still, ohne Veränderung.
Canggu war wieder eine Bewährungsprobe. Mein Chaos hatte mich lahmgelegt und deswegen war es mir nicht möglich etwas zu unternehmen. Die Wellen waren mir als Anfänger zu hoch, so dass meine Angst wiederkam und ich die ganze Woche nicht einmal surfen war. Es war mir zu voll, zu eng und hatte so rein gar nichts mit meinem neuen Lebensgefühl zu tun. Welches Lebensgefühl ich dort in diesem Moment meinte, ist für mich heute nicht mehr nachvollziehbar. Ich hatte dort einfach keine Ambitionen Leute kennenzulernen und zeigte dies bezüglich auch keine Offenheit. Ich fühlte mich sowas von fehl am Platz. Die ganze Schönheit Balis, die wundervollen und freundlichen Balinesen und die spürbare Energie konnte ich zu diesem Zeitpunkt weder sehen noch fühlen.
Das Chaos annehmen
Aber eins war mir klar, ich blieb und versuchte so gut wie möglich das Chaos anzunehmen, egal welche Emotionen noch dazu kommen würden. Meine Erfahrungen lehren mich immer wieder, dass nach dem Chaos eine neue klare Richtung entsteht. Diese Richtung kann aber nur existieren, wenn ich mir in meinem Chaos auch Momente der Stille gönne. Konkret heißt das, im Chaos weiter zu meditieren und mich mit dem Chaos auseinanderzusetzen.
Passend zum Thema holte ich mir dann Unterstützung in den wundervollen chaotischen Gongmeditationen von Serge im Serenity Eco Guesthouse and Yoga und bei der wundervollen Wanda Badwal in der Yin Yogastunde bei The Practice. Was auf Bali und auch hier in Canggu immer geht und zu bekommen ist, ist Yoga.
Ich war nach einer Woche Meer und Chaos mehr als froh, es geschafft zu haben. Endlich konnte ich nach Ubud weiter reisen. Ubud heißt wörtlich übersetzt „Heilung“ und liegt östlich von Canggu im Landesinneren von Bali und war genau das, was ich am meisten brauchte.
Die Angst bewegt sich weiter
Aber statt mich auf mein wundervolles Zimmer in den Reisefeldern zu freuen, überkam mich wieder die Angst, wie ich denn von dort aus in das Zentrum kommen sollte. Ich fuhr immer noch keinen Motorroller und der Fußweg in das Zentrum dauerte mindestens 45 Minuten. So alleine mitten in den Reisfeldern wollte ich bei aller Liebe nicht bleiben, obwohl ich es mir so ausgesucht hatte. Ich fragte mich aber auch hier wieder, wieso ich nicht richtig informiert war und ich nicht besser auf die Karte geschaut hatte. Die gleiche Problematik, wie die im Vorfeld mit Virgin Cocoa Island. Nach einem erfolgreichen Sturz mit einem Motorroller und einem Fahrrad am selben Tag, blieb mir als Entschädigung am Ende dieses Tages eine Freundschaft mit Komin und seiner balinesischen Familie, deren Roller und Fahrrad ich mir ausleihen wollte. Zum Glück ist mir nichts Ernsthaftes passiert. Ich fahre leider bis heute weder Roller noch Fahrrad und es bereitet mir zur Zeit erhebliche Schwierigkeiten, ohne großen geldlichen Aufwand von A nach B zu kommen. Die nächste Herausforderung steht damit schon unausweichlich bevor.
Den Tag später zog ich dann mit meinem Rucksack in das Zentrum von Ubud um. Direkt auf die wundervolle Hanoman Street. Hier habe ich alles, was ich brauche. Leckere vegetarische und vegane Cafés und Restaurants, mehrere Yogaschulen, das Coworking Café Hubud zum Arbeiten und das bunte tagtägliche Treiben. Mein Zimmer liegt in einer wunderschönen typischen Tempelanlage im Hinterhof, sehr ruhig und von der belebten Straße ist nichts zu hören und zu sehen.
Innere Reinigung
Komin kümmerte sich die ersten Tage um mich. An meinem zweiten Tag unternahmen wir mit seiner Familie einen Ausflug zum großen hinduistischen Wassertempel Tirta Empul. Er meinte, ich bräuchte eine dringende Reinigung. Ich würde schlecht aussehen und irgendwie unausgeglichen wirken. Wie recht er hatte. Mein Chaos war immer noch latent da und meine Konzentration war seit Wochen verschwunden. Ich musste anscheinend etwas dagegen tun.
Nach dem Tempelbesuch war nichts mehr wie vorher. Das komplette Eintauchen in das Wasser und die gleichzeitig geistige Verbindung zu meinen tiefsten Wünschen ist immer noch unbeschreiblich. Seit dieser intensiven Reinigung veränderte sich alles. Ich habe das Gefühl, seitdem fügen sich die Dinge und alles scheint im Fluss. Entscheidungen sind mühelos und eindeutig. Es gibt kaum noch Zweifel.
Nach der Tempel Erfahrung, besuchte ich das 1. Storytelling Festival in Bali. Berührende Begegnungen mit Künstlerinnen und Künstlern und ihren Arbeiten und Geschichten. Besonders wundervoll waren für mich die Malerin und soziale Aktivistin Shilo Shiv Suleman, die Sängerin Parvathy Baul und die wundervollen Bilder von Seema Kohli.
Aber die eigentlich Öffnung und das Gefühl von weiblicher Verbundenheit passierte dann nach der Heilungssitzung mit Aama Bambo, aus dem Rat der dreizehn Großmütter. Sie ist Schamanin und Heilerin aus Nepal. Ich konnte plötzlich die ganze Schönheit Balis sehen. Mir wurde immer mehr klar, dass mein Weg auch mein Weg der Weiblichkeit sein wird. Bali ist für mich genau der richtige Ort, um genauer zu sein, Ubud.
Ubud – Integration und Heilung
Ich bewege mich seitdem mit diesem Thema ständig weiter. Ich spüre die Verbindung zu Klängen und Mantren und besuche regelmäßig die Medicine Sounds Meditation und die Spirit Nights von dem wundervollen Shervin Boloorian in der Yoga Barn, nehme an den Love Talks von dem berührenden Rodolfo teil. Er ist Heart Coach, hat über 12 Monate geschwiegen und erzählt von seinen Erfahrungen und seiner Idee von Herzverbindungen. Ich habe außerdem zu meinen Ashtanga Yoga Wurzeln nach über 10 Jahren zurückgefunden und praktiziere in der Radiantly Yogaschule bei der kraftvollen Sanna Kokkonen. Sie unterrichtet außerdem den spannenden Weg des Tibetan Heart Yogas, ein tolle Kombination in Verbindung mit dem ebenso traditionellen Ashtanga Yoga.
Das Schönste von allem ist aber für mich, dass ich mich hier in einem Kreis von wundervollen, schönen und kraftvollen Frauen befinde, die etwas wie ich bewegen wollen. Wir tauschen uns nicht nur über das Leben und die Liebe aus, sondern sind beruflich ganz nah mit einander verbunden und wollen Menschen bewusst und achtsam auf ihren persönlichen Weg durch unsere eigenen Erfahrungen in Bali weiterbegleiten. Hier sehe und fühle ich mich in allen Bereichen „angekommen“. So habe ich das in meinem Leben vor meiner Reise noch nie erlebt und gefühlt.
Transformation der Weiblichkeit
Mel, eine Freundin aus Australien sagte sehr treffend: Canggu hat eher die männliche Energie und Ubud die weibliche. Mit dieser Aussage weiß ich, dass Ubud jetzt ein wichtiger Ort ist, um meine Weiblichkeit neu zu definieren. Canggu „kenne“ ich nur zu gut, aber dennoch werde ich diesem Ort irgendwann eine zweite Chance geben und ihn mit einem anderen und neuen Gefühl begegnen.
Aus dieser Erkenntnis heraus ist mit klar geworden, daß es auf meiner Reise nicht um das Abhaken von Orten und Sehenswürdigkeiten auf irgendeiner Liste geht, sondern vielmehr um das intensive Auseinandersetzen und die Begegnungen mit Menschen an einem festen Ort. Der sich vielleicht über die Zeit auch verändern kann. Das verstehe ich für mich als persönliche Weiterentwicklung in Verbindung mit dem Reisen.
Bis dahin bewege ich mich weiter und bleibe hoffentlich offen und neugierig für alles was mir weiterhin begegnen wird. Nicht nur mit meinen neuen weiblichen, sondern auch mit meinen männlichen Anteilen.
Du wirst Tanja irgendwo zwischen Deutschland und Bali, Indonesien, finden. Nach dem Aufbau einer erfolgreichen Psychologischen Praxis & Yogastudio entschied sich Tanja nach über 10 Jahren erfolgreicher Selbständigkeit, das Geschäft zu verkaufen und in die weite Welt zu ziehen.
Auf ihren Reisen integrierte sie die buddhistische Lehren und intensivierte ihre Praxis. Ihr Fokus liegt jetzt darauf Frauen zu helfen, ihre männliche und weibliche Energie auszugleichen und zu harmonisieren.
Tanja liebt es, ihre Learnings mit der Welt zu teilen und Frauen zu unterstützen, das Gleiche zu tun.