Scham ist im therapeutischen Kontext kein seltenes Thema und steht oft mit den Ahnen und dem Familiensystem im Zusammenhang.
Besonders Frauen haben bei einem zu viel an Scham mit ihrer weiblichen Wahrhaftigkeit und Souveränität zu kämpfen.
Was nicht bedeutet, dass Männer mit dem Thema Scham nichts zu tun haben. Auch sie werden durch ein zu viel an Scham in ihrer vollen Größe blockiert.
Die bekannte US-amerikanische Professorin und Autorin Brené Brown unterscheidet per se weibliche und männliche Scham.
Nach Brown findet sich die weibliche Scham im Thema Körperbewusstsein wieder. Frauen schämen sich über und mit ihrem unperfekten Körper und leiden sehr unter den Vergleichen mit anderen Frauen.
Bei Männern finden wir das Thema Scham vor allem im Bereich der Emotionen und Gefühle wieder. Männer wollen auf keinen Fall ihre Verletzlichkeit zeigen und bleiben in der Kommunikation ihrer Gefühle lieber stumm.
Es geht in beiden Fällen um die Angst vor Bewertung.
Wenn wir über die „normale“ Scham sprechen gehen wir in den meisten Fällen von einem eher positiven Aspekt aus. Diese "normale" Scham beinhaltet die Möglichkeit uns in der Gesellschaft und unserem sozialen Umfeld zurecht zu finden. Ohne Scham ist es schwierig Beziehung zu anderen Menschen zu führen und sich mit ihnen angemessen in der sozialen Gesellschaft zu bewegen und zu verbinden.
Wir alle kennen das Gefühl, wenn Menschen sich schamlos in der Gesellschaft zeigen. Dieses Verhalten löst bei uns selbst ungeheure Scham aus. Deswegen ist die Scham wie eine Art Radar, der uns mitteilt wie wir mit Menschen gut in Beziehungen sein können und was es dafür braucht.
Oft steht die Scham mit dem Thema Schuld in direkter Verbindung
Dabei ist die Differenzierung sehr aufschlußreich. Schuld resultiert aus einem Gefühl, dass wir etwas Falsches getan haben und Scham resultiert daraus, dass wir uns falsch fühlen.
Wenn wir von normaler Scham in Abgrenzung zu toxischer Scham sprechen geht es in der Regel um ein traumatisches Schamgefühl welches aus Kindheitsereignissen resultiert. Dabei handelt es sich um das Grundgefühl nicht richtig sondern falsch zu sein und vor allem nicht dazuzugehören.
Seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts sprechen wir auch von toxischer Scham als eigenständigen Begriff. John Bradshaw ist der Vorreiter auf dem Gebiet der Entstehung von toxischer Scham. Er hat herausgefunden, dass unsere Erziehung und unser Familiensystem maßgeblich an der Entwicklung von Scham beteiligt ist. Gerade Menschen die unglaublich viel Scham fühlen, haben jegliche Freude an und in ihrem Leben verloren.
Der Nährboden für Scham entsteht in der Regel zwischen dem 1. und 2. Lebensjahr.
Die beiden nachfolgenden Fragen verschaffen dir einen ersten Überblick zum Thema Scham:
💫 Wie haben dich deine Eltern/Bezugspersonen erzogen?
💫 Hast du Kränkungen, Ablehnungen, Abwertungen, physische und psychische Gewalt und
Grenzverletzungen durch deine Eltern/Bezugspersonen oder deinem Familiensystem erlebt?
Je tiefer und intensiver die Wunden bei Kindern/Kleinkindern in ihrem Erleben aus der Kindheit sind, desto mehr entwicklen sie in ihrem Erwachsenenleben toxische Scham
Es ist absolut wichtig Kindern die Balance zwischen Regeln und Grenzen UND Mitgefühl und Liebe mit auf dem Weg zu geben. Befinden sich die Eltern oder Bezugspersonen in ihrer Erziehung nur auf der Seite der strengen Regeln und dem Aufzeigen von harten Grenzen sind dies weitere Störfaktoren auf dem Weg einer gesunden Beziehung zur Scham im Erwachsenenalter.
Ein Leben als Erwachsener ohne Freude, mit Ängsten und Depression und dem Gefühl sich ständig abgelehnt zu fühlen ist dann das Resultat aus der gelernten toxischen Scham.
Erwachsene Menschen, die mit toxischer Scham leben, entwicklen dann bei Ablehnung durch andere Menschen ein hohes Aggressionspotential welches sich dann mit der daraus resultierenden Wut einen Weg sucht, um gegen die Ablehnung zu kämpfen.
Passiert eine Ablehnung ist eine Regulation ihrer Emotionen dann fast nicht mehr möglich.
Die Trauma-Expertin und Therapeutin Dami Charf spricht oft über den Zusammenhang zwischen Trauma und Scham.
Dies kann ich aus meiner Arbeit mit Klientinnen bestätigen. Auch ich sehe deutlich die Scham in Verbindung zum Familien- und Ahnensystem und den daraus resultierenden Traumen.
Diese beiden Fragen möchte ich dir für eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema mit auf dem Weg geben:
💫 Wie vermeidest du das intensive Spüren toxischer Scham in deinem Leben?
💫 Welche Verhaltensweisen wendest du bewusst/unbewusst an, um den Schmerz deiner Scham aus dem Weg zu gehen?
Vielleicht kennst du einiger dieser Verhaltensweisen:
🌟 du wirst oder bist oft wütend
🌟 du übst gerne Macht und Kontrolle aus, vor allem in Beziehungen
🌟 du bist in allem was du tust perfektionistisch
🌟 du kompensierst durch Arbeit
🌟 du bedienst oder kümmerst dich um andere in einem ungesundem Maße
🌟 du sagst zu oft JA statt NEIN (People Pleasing)
🌟 du bist oft neidisch und eifersüchtig
🌟 du hast Angst nach Hilfe zu fragen
🌟 du machst vieles mit dir selber aus und teilst dich nicht mit
🌟 du hast Probleme (Paar) Beziehungen zu führen
Aber warum blockiert dich deine (toxische) Scham in deine volle Größe zukommen?
Diese folgenden Punkte kommen aus der Erziehung deines Familiensystems und hinterlassen in deinem jetzigen Alltag vielleicht folgende Gefühle:
🌟 dir hast kein gutes Selbstwertgefühl
🌟 du fühlst dich nicht wertvoll und anerkannt
🌟 du willst dich lieber vor der Welt verstecken als sichtbar zu werden
🌟 du fühlst dich nicht dazugehörig und alleine
🌟 du holst dir keine Hilfe und nimmst auch keine Hilfe an
Es gibt noch weitere, zeitlich zurückliegende Punkte die dir vielleicht aus deinem Ahnensystem mit auf dem Weg gegeben wurden:
🌟 du kannst dich mit deiner Kultur, den Traditionen und der Geschichten deiner Familie und Ahnen
nicht identifizieren und fühlst dich fremd
🌟 du kannst dich mit der sozialen Schicht in die du hineingeboren wurdest nicht identifizieren und
spürst ein Gefühl nicht dazuzugehören und falsch zu sein
🌟 du hast das Gefühl dich verstecken zu müssen, dich nicht (authentisch) zeigen und nicht sichtbar
werden zu können
🌟 du fühlst dich klein und tust alles dafür damit dies so bleibt
🌟 du weisst nicht, warum du dein Potential nicht entfalten und nicht daraus schöpfen kannst
🌟 du hast kein Selbstvertrauen
🌟 du hast Identitätsprobleme und das Gefühl, nicht aus deiner Haut kommen zu können
Es kann weiterhin wichtig sein dich generell zu fragen, ob du aus einer schambesetzten Familie kommst.
Diese zusätzliche Auflistung kann dir helfen die Frage zu beantworten:
🌟 du bist perfektionistisch - der Schmerz deiner Scham wird dadurch vermieden und unterdrückt
🌟 du kontrollierst in vielen Bereichen deines Lebens
🌟 du bist unzuverlässig und unverbindlich
🌟 du bist zu verantwortungsvoll
🌟 du bist konfliktscheu und hältst Konflikte emotional kaum aus
🌟 du verleugnest die Wahrheit und konfrontierst dich nicht mit dieser
🌟 du lügst bewusst um deine Scham zu unterdrücken
Wenn du aus einer schambesetzten Familie oder Ahnensystem kommst, verhältst du dich unbewusst/bewusst im Alltag auf eine bestimmte Art und Weise.
Du wirst um jeden Preis versuchen Fehler zu vermeiden. Außerdem wirst du diese unter keinen Umständen zugeben. Du bist extrem überverantwortlich und hast den Kontakt zu deiner Intuition verloren. Deine natürliche Lebensfreude ist der Scham gewichen, denn deine Schuld keine Freude empfinden zu dürfen überwiegt. Komplimente und Geschenken werden mißtrauisch angenommen und du sabotieren deinen eigenen Erfolg. Prokrastination ist dir nicht fremd und du übernimmst in Beziehungen gerne die Kontrolle. Deine innere Kritikerin diskutiert ständig mit dir. Am Ende bleibt die eigene Verurteilung und Bewertung in allem was du anpackst.
Warum ist es für Frauen so wichtig ihre Scham zu bearbeiten?
Frauen können bei der Bearbeitung ihrer Scham lernen sich wieder mehr zu vertrauen und sichtbarer zu werden. Ihre authentische Wahrhaftigkeit und Souveränität wird gestärkt und das Gefühl wertvoll zu sein kommt endlich wieder zum Tragen. Das Üben und Integrieren von Selbstliebe, Selbstmitgefühl und Selbstbewusstsein kann dann dem eigenen Leben wieder einen Sinn geben und auf der Erde etwas größeres bewegen.
Aber wie kannst du deine Scham bearbeiten?
Arbeite mit deinem Familien- und Ahnensystem in der Tiefe. Lerne dich und deine Scham in Verbindung mit deinem System kennen. Beobachte dich in deinem Alltag und gehe auf die Spur deiner Verhaltensweisen zum Thema Scham. Schaffe dir einen sicheres Umfeld und beleuchte deine Beziehungen. Setze dich mit deinen Bedürfnissen und Grenzen auseinander.
Doch der erste Schritt deiner Schamheilung besteht daraus deine Scham zu akzeptieren und sie als gegeben hinzunehmen. Frage dich immer wieder was bei deiner aufkommenden Scham wirklich drunter liegt. Meist ist es die Angst. Erforsche deine Angst und finde heraus was du brauchst, um sie aufzulösen.
Scham kann viele Ursprünge und Ursachen haben. Wenn du dich deiner Scham stellst, hast du eine unglaubliche Chance Souveränität zu leben. Deinem unabhängigen und freien Leben steht dann nichts mehr im Weg. Damit kannst du und alle anderen Frauen die Erde zu einem weiblicheren Ort werden lassen.
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Tanja lebt seit 2016 mit ihrem indonesischen Ehemann, 2 Hunden und 2 Katzen auf Bali. Nach dem Aufbau einer erfolgreichen Psychologischen Praxis & Yogastudio entschied sich Tanja nach über 12 Jahren erfolgreicher Selbständigkeit, das Geschäft zu verkaufen und in die weite Welt zu ziehen.
Tanja hat ihr "Frau Sein" in Form der Weiblichen Souveränität auf Bali neu entdeckt und bietet Somatische Psychotherapie, Embodiment in Form ihres eigenen Yogastils und Somatische Meditationen aus dem weiblichen Buddhismus für Frauen an.
Tanja liebt es, ihre Learnings mit der Welt zu teilen und Frauen zu unterstützen mehr weibliche Souveränität für eine Neue Erde zu leben.
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